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Pressemitteilung des WasserZweckVerbandes Malchin Stavenhagen (Nr. 4/2020) – Zum Stand der Geruchsbelästigungen in Stavenhagen

Durch die angeschlossenen Industriebetriebe und teilweise langen Aufenthaltszeiten ist die Zusammensetzung des Abwassers auf der Kläranlage Stavenhagen nicht vergleichbar mit „normalem“ kommunalen Abwasser. Damit verbunden sind auch besonders komplexe Anforderungen an die Abluftbehandlung.

Vor allem im September häuften sich die Geruchsbelästigungen durch die Kläranlage Stavenhagen. Die anhaltend windstille Wetterlage mit entsprechenden Luftdruckverhältnissen begünstigte dabei die Ausbreitung im Stadtgebiet. Durch anhaltend südlichen Wind erhielten wir in den letzten 8 Wochen lediglich einen Hinweis auf unangenehme Gerüche.

 

Auswertung Messbericht

Am 02. und 03.09.2020 erfolgten durch die olfasense GmbH aus Kiel Geruchsmessungen auf der Kläranlage Stavenhagen. Dabei wurden die Emissionsquellen der Kläranlage untersucht. Es handelt es sich um aktive Flächenquellen (Biofilter), diffuse Flächenquellen, die natürlich angeströmt werden (z. B. Flüssigkeitsoberflächen, geöffnete Hallentore Schlammentwässerung) und um diffuse Flächenquellen aus den abgedeckten Behältern (Undichtigkeiten). Nun liegen die Ergebnisse des Messberichtes und der Immissionsprognose vor.

Das Kernstück der vorhandenen Abluftbehandlungsanlage besteht aus 3 Biofiltern, die die Abluft mit Hilfe von Mikroorganismen neutralisieren sollen. An allen 3 Filtern traten eindeutig zu hohe Reinluftkonzentrationen auf, das heißt, dass zum Zeitpunkt der Beprobung keine relevant wahrzunehmende Reinigungsleistung vorhanden war. Im Durchschnitt lag die Reinigungsleistung nur zwischen 25 und 70 %, dabei sollten Biofilter immer mindestens 90 % oder mehr Geruch mindern. Die stark unterschiedlichen Messwerte zeigen, dass die Biofilter stark wechselnden Belastungen ausgesetzt sind, die nicht verarbeitet werden können. Dabei führen vor allem Schwefelwasserstoff und Ammoniak in zu hohen Konzentrationen dazu, dass die Mikroorganismen der Biofilter in ihrer Funktion gehemmt werden.

 

Auswertung Immissionsprognose

Um Aussagen über die Ausbreitung der Gerüche treffen zu können, wurde eine Modellierung mit dem Programm Austal2000 angewendet, welche die Anforderungen der TA-Luft 2002 erfüllt und vom Umweltbundesamt zur Verfügung gestellt wird.

Die Ausbreitung der Gerüche wird wesentlich von den meteorologischen Parametern Windrichtung, Windgeschwindigkeit und dem Turbulenzzustand der Atmosphäre bestimmt. Da in Stavenhagen keine DWD- Wetterstation vorhanden ist, wurde mit Trollenhagen eine geeignete Ersatzstation ermittelt und eine qualifizierte Prüfung der Übertragbarkeit der Messdaten durchgeführt. Als repräsentativer Zeitraum wurde im Rahmen der Prüfung aus dem Bezugszeitraum (01.10.2013 – 14.09.2020) das Jahr 2019 ausgewählt.

 

Abbildung 1: Richtungsabhängige Verteilung der Windgeschwindigkeiten, Station Trollenhagen, Zeitraum 01.01.2019 – 31.12.2019

 

In der Berechnung der Ist-Situation wurden die Maximalwerte der aus der Emissionsmessung ermittelten Geruchsstoffkonzentrationen angesetzt, um eine hohe statistische Sicherheit in der Betrachtung zu haben. Aufgrund der besseren Lesbarkeit sind die Jahreshäufigkeiten der Geruchsstunden gerundet in Prozent angegeben.

 

Abbildung 2: Isolinien der Geruchsstundenhäufigkeiten (%) für die betrachtete Ist-Situation der Kläranlage des WZV BC-P200080-202 [Kartenbasis: AUSTAL View 9.6.3].

 

Abbildung 2 zeigt die Verteilung der Isolinien der bewerteten Geruchshäufigkeiten. Es ist klar zu erkennen, dass die Geruchsimmissionen aus der Kläranlage des WZV eine große Reichweite haben, was mit der aktuellen Beschwerdelage korrespondiert. Der Genehmigungsbescheid der Kläranlage fordert, dass in 95 % der Jahresstunden die Immissionen von 1 Geruchseinheit pro m³ Luft in den angrenzenden Wohnbereichen nicht überschritten wird. Im Bereich der Innenstadt werden jedoch Geruchsstundenhäufigkeiten zwischen 5 % und 10 % der Jahresstunden ausgewiesen. Die Modellierung mit den Maximalwerten zeigt also, dass sowohl in der Innenstadt als auch in den näher gelegenen Wohnbereichen die Vorgabe des Genehmigungsbescheides nicht eingehalten wird.

Damit sind außer der Sanierung des Abluftreinigungssystems auch die weiteren diffusen Quellen zu ertüchtigen, um die von der Kläranlage ausgehenden Geruchsemissionen deutlich zu senken und die genehmigten Vorgaben zu erfüllen.

 

Nächste Schritte

Der WZV plant die Umstrukturierung und Erweiterung der Abluftbehandlungsanlage, dazu sind für die Jahre 2021 und 2022 jeweils 300.000 € im Wirtschaftsplan eingestellt. Der Wirtschaftsplan wird der Verbandsversammlung am 14.12.2020 zur Abstimmung vorgelegt.

Bereits Anfang Oktober wurde Dr. Michael Friedrich (Ingenieurbüro Friedrich GmbH, Schwerin) mit der Vorplanung zum Umbau der Abluftbehandlung beauftragt. Es liegen bereits erste Planungsansätze vor. Die geplanten Maßnahmen haben das Ziel, Emissionen von Geruchsstoffen auf ein Minimum zu reduzieren und den vorgeschriebenen Schwellenwert der Emissionen einzuhalten. Derzeitiger Planungsstand ist, die Emissionsquellen mit hohen Emissionsraten miteinander zu verbinden und einer zweistufigen Abluftbehandlungsanlage zuzuführen.

Die erste Stufe soll aus einem Gaswäscher bestehen, in dem unter Einsatz von Chemikalien anorganische Schwefelverbindungen adsorbiert und oxidiert werden. In der zweiten Stufe sollen die organischen Geruchskomponenten in einem neuen Biofilter mit Hilfe von Mikroorganismen abgebaut werden. Für die Abluft der anderen, niedrig belasteten Emissionsquellen ist die einstufige Abluftbehandlung über einen bereits vorhandenen Biofilter nach heutigem Kenntnisstand ausreichend. Um sicherzustellen, dass die gekapselten Emissionsquellen der Kläranlage Stavenhagen keine Emissionen in die Umgebung abgeben, wird hier eine dauerhaft wirksame Absaugung erforderlich. Die zweistufige Abluftbehandlungsanlage soll als vollautomatische Anlage konzipiert werden.

 

Zeitplan

Wir rechnen mit einer möglichen Inbetriebnahme der neuen Anlage in der ersten Jahreshälfte 2022. Bis zur vollständigen Installation des neuen Abluftbehandlungssystems wird der WZV das Filtermaterial der Abluftfilter in 2021 außerplanmäßig erneuern. Eine Dauerlösung ist der häufigere Austausch jedoch nicht, da die Wirksamkeit des Materials auf Grund der besonderen Zusammensetzung der Abluft außergewöhnlich schnell abnimmt.

Die Frage, ob nicht schon eher zu erkennen war, dass die Abluftfilter die „Verursacher“ der Geruchsbelästigung sind, ist berechtigt, jedoch nicht einfach zu beantworten. Eine erst Ende 2017 durchgeführte Untersuchung durch ein Fach-Büro hatte noch gezeigt, dass die vorhandenen Abluftbehandlungsanlagen die Belastungen mit Abbauleistungen zwischen 92 % bis 99 % gut bewältigen. Damit wurden die Filter zunächst als Verursacher ausgeschlossen. Wir haben uns darauf konzentriert, einzelne Becken noch stärker bzw. gänzlich neu an die Abluftfilter anzubinden, um die Abluft vollständig absaugen und behandeln zu können. Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die bisherigen Bemühungen nicht ausreichen und die Abluftbehandlung gänzlich neu zu konzipieren ist.

Mit der neuen, zweistufigen Anlage werden wir die Gerüche von der Kläranlage Stavenhagen deutlich senken, wenngleich eine 100 % geruchsfreie Anlage nicht zu realisieren ist.

David Schacht
Geschäftsführer

Stavenhagen, 03.12.2020